Mit Neuzelle verbindet man auch die dortige Klosterbrauerei. Hier im
gleichnamigen Restaurant bestellte ich endlich mal ein
deftiges, schmackhaftes Essen.
Damit hatte ich mein Reiseziel erreicht und es begann mein Rückweg nach
Berlin. Es war leider die gleiche Strecke, eine
andere Wegführung wäre mit dem Trecker zu zeitaufwendig gewesen, zumal
für die nächsten Tage einsetzender
Dauerregen angesagt war. Der Trecker hatte kein Dach, und das Fahren auf
dem "Open-Air" Fahrersitz ist bei Regen
wahrlich kein Vergnügen. Das hatte ich auf der Fahrt schon mehrmals zu
spüren bekommen. Es ging wieder zurück zum
Schlaubetal. Auf der Hinfahrt hatte ich den Natur-Campingplatz
Am Montag führte mich der Weg wieder durch Beeskow. Diesmal war der
Trecker gnädiger zu mir. Kurz nach 10 Uhr erreichte ich den Marktplatz in der
Innenstadt. Und siehe da: diesmal waren doch einige potentielle Zuhörer für mein
Orgelspiel da. Ich stellte mein "Long Vehicle" auf die leere Fläche des
Marktplatzes, denn die danebenliegenden Parkhäfen
waren einfach zu kurz dafür.
Erwartungsvoll stellte ich den Leierkasten auf sein Wägelchen und begann zu
spielen. Schon nach kurzer Zeit sprach mich ein Herr an, und stellte sich als
Reporter der Märkischen Oderzeitung vor. Er fragte, ob er mich fotografieren
dürfe. "Aber gewiss doch,..." Danach sprach er noch eine Mutter mit einem
kleinen Jungen an, die mit auf das Bild kommen sollten. Er wollte einiges über
meine Orgel und mein Drehorgelspiel wissen, sowie Ziel und Zweck meiner
Reise. Als ich nach dem
kleinen Plausch meine Darbietung fortsetzte, sprach mich ein weiterer Herr,
diesmal der Ordnungshüter, an: "Ist das Ihr Traktor?" und er wies auf den
Trecker, der beinahe zum Ambiente des Stadtplatzes zu gehören schien. "Der
steht dort leider m Parkverbot. Sehen Sie, hier sind zwei freie Parkbuchten hintereinander. Ich halte sie Ihnen frei, und passe auf Ihren Leierkasten
auf, während Sie Ihren Traktor hierher bringen." Kurze Zeit später war mein Gefährt ordnungsgemäß abgestellt und sogar mit einer von ihm
überreichten Parkscheibe versehen. "Ich finde es schön, daß Sie hier bei uns spielen, somit ist doch mal was Besonderes hier los," sprach er und
verschwand im nahegelegenen Tourismusbüro. Am nächsten Tag war ich dann auf der Titelseite der "Märkischen Oderzeitung". (Eigentlich hätte
die Titelseite die Königin von England zieren müssen, die zu dieser Zeit einen Deutschlandbesuch machte, aber ich bin wohl wichtiger gewesen.)
Ich spielte ca. 2,5 Stunden dort in Beeskow und kam währenddessen
auch mit einigen Passanten ins Gespräch. Es war ein Vormittag, wie
ich ihn mir auch für alle vorherigen Tage gewünscht hätte. Gegen 13
Uhr leerte sich die Stadt. Ich verstaute ie Orgel auf dem Hänger und
startete wieder in Richtung Bestensee.
Bereits am Nachmittag begann es schon wieder zu regnen und hörte
bis zum Abend nicht mehr auf. Meine Regenkleidung war zwar gut
dicht, aber ungemütlich war es auf dem ungeschützten Treckersitz
dennoch. Wieder auf dem Campingplatz verkroch ich mich gleich unter
die Hängerplane, versuchte die nasse Kleidung separat zu halten und
machte mich über zwei trockene Brötchen aus der Backstube vom
Morgen her. Glücklicherweise hatte ich noch zwei Flaschen Biervorrat,
denn die Gastronomie des Campingplatzes war am Montag geschlossen.
Es goß in Strömen. -
Die ganze Nacht prasselte der Regen auf die Plane und auch am
nächsten Morgen war es nicht anders. Ich mußte mich regelrecht
überwinden, wieder auf den Fahrersitz des Treckers zu steigen. Es
war zwar nicht kalt, aber doch sehr ungemütlich. Was half's, - wenn ich nicht losfahren würde käme ich nicht nach Hause zurück. Und es hatte
keinen Sinn auf besseres Wetter zu hoffen, der Himmel ringsum und der Wetterbericht waren schauderhaft. So tuckerte ich also schnurstracks und
unverdrossen die letzten 50 km meiner Heimatstadt Berlin entgegen.
Mit schweren Regenklamotten kam ich schließlich zuhause an.
Um zur Eingangsüberschrift zurückzukommen: War ich mit meiner durch die Oldtimer-Technik verordneten Langsamkeit ein
ärgerliches Verkehrshindernis gewesen ??? Das kann ich gewissentlich mit einem klaren "Nein" beantworten. Zum Einen ist
die gut ausgebaute B 246 erstaunlich wenig befahren, und zum Anderen haben mir nicht wenige Autofahrer mit einer
"Daumen-hoch-Geste" oder mit der Lichthupe ihre Zustimmung gezeigt. Ich vermute sogar, daß mich so mancher um meine
Reise beneidet hat. (Einwand meiner lieben Ehefrau: "Das glaub' ich nicht!")
Würde ich eine solche Reise wiederholen wollen? Nein - entweder mit dem Trecker, oder mit dem Leierkasten und dem Auto
. PUNKT !!! So ein Trecker allein füllt schon ein tolles Reiseerlebnis aus. Die langsame Streckenbewältigung drängt das
Leierkastenerlebnis zwangsläufig in den Hintergrund, weil man einen avisierten Spielort einfach nicht zur "richtigen" Zeit
erreichen kann.
Es war trotz des äußerst ungünstigen Wetters eine schöne Leierkastenreise gewesen.
Und im Nachhinein betrachtet, ist sowieso alles viel schöner!!!
"Schlaubetal-Treppelsee" gesehen. Und weil meine liebe
Frau sich immer Sorgen macht wenn ich "irgendwo" übernachte, steuerte ich zu ihrer Beruhigung diesen wieder an.
Es waren nur wenige Schritte vom Campingplatz zum See. Bald saß ich mit meiner Gitarre am Seeufer und sang während der Dämmerung und bis
in die beginnende Nacht hinein die mir altbekannten Fahrten- und Abendlieder. Dieser Abend war
für mich so ein schönes Erlebnis, für das sich die ganze Reise gelohnt hat.